„Ab heute gibt es keine Ausreden mehr. Kreativ ist ab jetzt das neue Normal. Wie geht Gegenwart in Zeiten eines immer schnell werdenden Wandels, der digitalen Revolution, der Klimakrise oder einer globalen Virus-Pandemie? Der Mensch muss sich dafür auf eines der grössten Potenziale besinnen – seine Lösungsbegabung. Es liegt in der Hand jedes Einzelnen, auch etwas daraus zu machen.“ (Hengstschläger, 2020)
In einer Welt, die zunehmend von technologischen Innovationen und rasanten Veränderungen geprägt ist, wird die Entfaltung individueller Potenziale immer wichtiger. Das Buch „Die Lösungsbegabung. Gene sind nur unser Werkzeug. Die Nuss knacken wir selbst.“ bietet faszinierende Einblicke in die Frage, wie wir unsere Begabungen optimal nutzen und fördern können.
Die zentrale These des Buches besagt, dass Gene lediglich Werkzeuge sind, die uns zur Verfügung stehen. Sie legen vielleicht bestimmte Grundlagen und Neigungen fest, doch es liegt an uns, wie wir diese Werkzeuge nutzen. So rückt die Bedeutung der Eigenverantwortung und der aktiven Gestaltung unseres Lebenswegs in ein neues Licht.
„Der Mensch ist auf seine Gene nicht reduzierbar, Gene sind nur Bleistift und Papier, die Geschichte schreibt jeder selbst.“
Eine für mich persönlich wichtige Grundannahme, wenn es um das Thema „Potenzialentfaltung“ geht, stellt für mich das ökologische Begabungsmodell von Victor Müller-Oppliger dar.
Ökologisches Begabungsmodell (Quelle: Personorientierte Begabungsförderung)
Das Modell zeigt auf mehreren Schichten auf, dass es für die Person „I“ noch mehr Ebenen gibt, als die eigenen Gene, welche für die persönliche Entfaltung zentral sind. So spielen Schlagwörter wie „Kräfte der Gesellschaft“, „Emotionen“, „Motivation“ etc. eine bedeutsame Rolle. Die Annahme, welche Victor Müller-Oppliger beim Veröffentlichen dieses Denkmodells getroffen hat, deckt sich in vielerlei Hinsicht mit den Aussagen des Buches von Hengstschläger.
Überdies spricht Hengstschläger in seinem Buch von zwei Zukünften.
„…eine vorhersehbare und eine unvorhersehbare Zukunft. Es gibt zwei Zukünfte, und es gibt vor allem jede Form von Übergängen zwischen diesen beiden.“
Im Rahmen der gerichteten Beschäftigung mit der Zukunft arbeitet man bewusst auf etwas Vorhersehbares der Zukunft hin. Im Gegansatz dazu werden beim ungerichteten Beschäftigen mit der Zukunft oft Zufallsbefunde oder Entdeckungen gemacht. Zumal in diesem Setting das Ziel in der Gegenwart nicht bekannt ist, werden die dabei erzeugten Erkenntnisse oft erst später verwendet.
Quelle: eigene Darstellung
Denn ja, wir wissen nicht in allen Teilen, was vor uns liegt. Diese Erkenntnis beeinflusst die Bildung der Gegenwart. Im Wissen darum spricht der Autor von der Lösungsbegabung, welche im Menschen zwingend gefördert werden muss.
Die fünf Hebel zur Förderung und Anwendung von Lösungsbegabung auf einen Blick:
Jetz losgehen mit und ohne Richtung, um
1) Mut für neue Ansätze aus der gleichzeitig existierenden Sicherheit zu schöpfen,
2) die wechselwirkende Befruchtung gerichteter und ungerichteter Strategieinstrumente zu ermöglichen,
3) die Wahrscheinlichkeit für interdisziplinäre/interkulturelle Ideen zu steigern,
4) kreative Prozesse zu induzieren,
5) die Chance für Serendipität (zufällige Entdeckung von etwas nicht gesuchtem) laufend aufrechtzuerhalten.
„Wenn es um politische Konzepte zur Förderung der Lösungsbegabung des Menschen geht, ist vielerorts noch Luft nach oben. Eine Bildungspolitik, die das Entdecken von Talenten und die Entfaltung von Lösungsbegabung dem Generieren von durchschnittlchen Alleskönnern vorzieht, ist genauso essenziell wie eine entsprechende Finanzierung der Grundlagenforschung.“
Interessiert? Folgende Schlagwörter vereinen sich im Buch:
Quelle: eigene Darstellung
Ich habe das Buch mit Neugierde verschlungen und kanns herzlich weiterempfehlen.
Angaben zum Autor:
Professor Markus Hengstschläger studierte Genetik, forschte auch an der Yale University in den USA und ist heute Vorstand des Instituts für Medizinische Genetik an der MedUniWien. Der vielfach ausgezeichnete Wissenschaftler unterrichtet Studierende, betreibt genetische Diagnostik, ist Berater und Bestsellerautor. Er leitet den Thinktank Academia Superior, ist stellvertretender Vorsitzender der österreichischen Bioethikkommission, war 10 Jahre lang Mitglied des Rats für Forschung und Technologieentwicklung und ist Universitätsrat der Linzer Johannes Kepler Universität. Seine Erkenntnisse zu Biologie, Talent , Bildung und Forschung haben bereits viele Leser und Zuhörer in den Bann gezogen.
Angaben zur Literatur / Buch:
Hengstschläger, M. (2020). Die Lösungsbegabung: Gene sind nur unser Werkzeug, die Nuss knacken wir selbst! Ecowin.