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Kreativität – Blogparade August 2024

Bei einer Blogparade ruft ein Blogger dazu auf, einen Blogartikel zu einem bestimmten Thema zu schreiben. Alle, die gerne etwas zu dem Thema beitragen wollen, dürfen mitbloggen. Gerne widme ich mich dem Thema Kreativität, welches Dina Mazzotti Wie wir Kreativität bei Kindern fördern können im Rahmen der Blogparade ins Leben gerufen hat.

 

Die zentrale Fragestellung des Bloginhalts lautet:

Warum müssen wir die Kreativität der Kinder fördern?

Dazu habe ich versucht, das Gedankenfeld von hinten aufzurollen und mir überlegt, was denn passieren würde, wenn wir uns zum Ziel setzen würden, die Kinder möglichst unkreativ aufwachsen zu lassen. Stellen wir uns also ein hypothetisches Szenario vor, in dem wir einen Menschen jegliche Form von Kreativität entziehen würden. So landen wir schnell bei einer philosophischen Reflexion über die Natur des menschlichen Daseins.

 

Ein Mensch, frei von Kreativität

 Kreativität ist in meinen Augen mehr als nur die Fähigkeit Kunstwerke zu schaffen oder originelle Ideen zu entwickeln. Kreativität ist ein grundlegender Aspekt der menschlichen Natur. Durch Kreativität betrachten wir die Welt mit ganz offenen, interessierten Augen. Wir geben ihr unsere eigene Bedeutung und gestalten unsere persönliche Realität. Der Mensch würde auf seine reine Funktionalität reduziert, in der jedes Handeln nur mechanisch vorhersehbar wäre.

 Eine Welt ohne Kreativität wäre statisch und unveränderlich. Sie würde auf Fortschritt und Innovation verzichten müssen. Gesellschaftliche, technologische und kulturelle Entwicklungen beruhen auf der Fähigkeit, über das Bestehende herauszudenken und neue Möglichkeiten zu erforschen und auszuprobieren. So würde die Welt ohne Kreativität früher oder später zum Stillstand kommen.

Ein Mensch ohne kreativen Anteil wäre, so vermute ich, nicht viel mehr als eine leere Hülle. Basieren nicht all unsere Gedanken, Gefühle und inneren Eindrücke auf einer Art des kreativen Gestaltens? Dies lässt sich mit dem Beispiel veranschaulichen, dass ich mir vorstelle, ein Buch zu lesen. Der gelesene Inhalt wiederspiegelt sich in selbstgemachten Bildern unserer Vorstellung. Jede lesende Person macht ihr eigenes Bild aus dem entnommenen Inhalt. Eine pure Form der Kreativität. Nun stelle ich mir vor, diesen kreativen Anteil beim Lesen des Buches nicht besitzen zu können. Wie würde sich das Buch für mich erschliessen? Ich komme zur ersten Überlegung, dass ich es gar nicht erschliessen könnte. Die mir vorgelegten Wörter und Sätze entpuppten sich als blosse Symbole ohne Inhalt.

Oder was denkst du darüber?

Ganz zu schweigen darüber, wie unser Streben nach Sinn ins Wanken geraten würde. Schliesslich ist Kreativität eng mit dem menschlichen Streben nach Sinn und Zweck verbunden. Durch kreatives Schaffen finden wir Sinn und Bedeutung in unserem Leben. Wir erfüllen unseren tiefgründigen Wunsch nach Selbstverwirklichung. Ich hege die böse Vermutung, dass damit ein tiefes Gefühl der Leere und der Sinnlosigkeit entstehen würde. Somit wäre ohne Kreativität unsere Existenz komplett bedroht.

 

„Wenn es einen Wunsch gibt, der innerhalb der Gegenwartskultur die Grenzen des Verstehbaren sprengt, dann wäre es der, nicht kreativ sein zu wollen.“ (A. Reckewitz: Design im Kreativitätsdispositiv, 2018)

 

Drehen wir das Rad wieder zurück zum Anfang. Ganz ehrlich, ein Mensch MIT Kreativität ist mir doch bedeutend lieber.

Doch was genau ist Kreativität?

Kreativität zeichnet sich durch zwei Merkmale aus:

·       Das Geschaffene muss neuartig sein.

·       Das Geschaffene muss nützlich sein.

 

In einem theoretischen Konstrukt, was Kreativität ist, geht man davon aus, dass eine Person ein Produkt anstrebt. Die Person kommt durch den kreativen Prozess zum Produkt. Dabei werden zwei Phasen durchlaufen:

·       Divergente Phase: Sammlung von Informationen, Eingrenzung der Fragestellung

·       Konvergente Phase: Idee ausarbeiten, Ergebnis liefern

Die beiden Phasen müssen in einem kreativen Kontext eingebettet sein. (In Bezug auf das schulische Lernen ist dies besonders interessant, da Lehrpersonen viel Einfluss auf den kreativen Kontext nehmen können.)

 

Kreativität im schulischen Kontext

 Kreative Kinder werden in schulischen Situationen oftmals als Störfaktor empfunden. Inwiefern?

·       Einerseits erleben Lehrpersonen durch den Lehrplan einen Zeitdruck, der durch breites, kritisches Fragen total aus dem Lot geraten kann. Der Lernprozess ist keineswegs linear, sondern kann durch kreatives Denken in eine ganz andere Richtung geraten. Überdies kann bei der Lehrkraft eine Angst vor dem Kontrollverlust entstehen.

·       Kreative Kinder stellen oft existenzielle Fragen zum Dasein. Diese Fragen sind oft nur schwer zu beantworten und stellen Lehrpersonen vor grosse Herausforderung, was auch wieder Ängste bei den Lehrpersonen auslösen kann.

·       Kreative Projekte benötigen eine andere Form von Unterricht, welche mit mehr Zeit und Flexibilität einhergeht.

·       Auch die heutigen Bewertungssysteme, wie sie an unseren Schulen häufig noch angewendet werden, geraten mit viel kreativem Denken ins Wanken. Das reproduzierbare Wissen und konforme Lösungen sind weniger gefragt als bis anhin und stellen die Beurteilungsformen auf den Prüfstand.

·       Kreative Schüler:innen denken häuftig anders und stellen mehr Fragen. Dies kann als störendes Verhalten wahrgenommen werden.

·       Gesellschaftliche Verankerung unseres Bildungssystems: Die Veränderungen unseres Bildungssystems erfolgen langsam und oft träge. Kreative Ansätze erfordern häufig eine Veränderung der Haltung und der Methodik. Dies kann bei den zuständigen Schulverantwortlichen Ängste und Widerstände auslösen.

 

„Das Schreckliche mit den Kindern ist, so glauben viele, dass sie sich auf eine nicht voraussagbare Weise gebärden. […] Da unser Erziehungssystem aber darauf angelegt ist, berechenbare Staatsbürger zu erzeugen, besteht der Zweck darin, jene ärgerlichen inneren Zustände auszuschalten, die Unberechenbarkeit und Kreativität ermöglichen.“ (Heinz von Förster & Bernhard Pörksen: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners, 1998)

 

Spricht man im schulischen Kontext von kreativen Fächern, so denkt man an Werken, Bildnerisches Gestalten und solche Sachen. Es gibt jedoch KEIN UNKREATIVES FACH! Um die Kreativität der Kinder zu fördern, gibt es im Alltag überall Möglichkeiten, sich auszuleben. Dies wiederum erfordert seitens der Eltern und Lehrpersonen eigene Kreativität. (vgl. BildungBegabung, 2024)

Bei der Förderung der Kreativität ist es unerlässlich, eine positive Fehlerkultur zu entwickeln. Denn es ist unerlässlich, dass bei kreativen Prozessen immer wieder Lernwege entstehen, welche nicht zu einem Produkt führen. Für mich persönlich ist in dieser Hinsicht Edison, der Erfinder der Glühbirne, ein grosses Vorbild. So teile ich hier eines meiner Lieblingszitate von Thomas Alva Edison:

 

„Ich habe nicht versagt. Ich habe nur 10‘000 Wege gefunden, die nicht funktionieren.“

 

Wie können Lehrpersonen (und/oder auch Erziehende) den obenstehenden Aussagen begegnen und der Kreativität Raum verschaffen?

Meines Erachtens ist es wichtig, dem Unplanbaren Raum zu verschaffen.

Ist alles immer fix durchgetaktet, hat Kreativität keinen Platz.

Dies gilt einerseits für schulische Situationen, andererseits ist dies eine wichtige Kernbotschaft auch für das Familienleben. Ich bin eine Verfechterin von komplett verplanten Schulferien und Freizeitgefässen. Ja, es darf sogar mal langweilig werden. Dadurch können kreative Ideen in der Schule und Zuhause wieder Fuss fassen. Mit „Raum für Kreativität“ ist nicht nur der Kreativitätsraum der Kinder angesprochen, auch wir Erwachsenen sollten uns zwingend diesen Raum geben. Wir Erwachsenen neigen dazu, kreative Ideen umgehend zu bewerten und häufig einen Teil dieser dann sofort zu vernichten. Warum nicht einfach mal jegliche Form von Ideen einfach stehen lassen?

 

Im Schulrahmen gibt es gerade für die Ideenfindung spannende Kreativitätstechniken. Einige davon seien hier als Beispiele erwähnt:

·       Brainstorming: Eine Gruppe von Personen generiert in kurzer Zeit möglichst viele Ideen zu einem bestimmten Thema, ohne diese zu bewerten oder zu kritisieren

·       Mind-Mapping: Eine visuelle Methode, bei der zentrale Ideen in der Mitte des Diagramms platziert und verwandte Ideen als Äste hinzugefügt werden.

·       6-3-5-Methode: Sechs Personen schreiben innerhalb von fünf Minuten jeweils drei Ideen auf ein Blatt Papier. Die Blätter werden weitergegeben und die nächsten Personen entwickeln die Ideen weiter. Dies wird fünfmal wiederholt.

·       Morphologischer Kasten

·       Walt-Disney-Methode: Eine Kreativitätstechnik, bei der eine Person drei verschiedene Rollen einnimmt: Der Träumer, den Realisten und den Kritiker. Jede Rolle analysiert die Idee aus einer anderen Perspektive um sie umfassend zu bewerten und weiterzuentwickeln.

So ermutige ich dich, mal im Alltag ein Quäntchen Kreativität bewusst einzubauen, denn kreativ sein macht vorallem riesig Spass. Denk daran, die Kreativität von dir und deinen Kindern / Schüler:innen kontinuierlich wertzuschätzen, denn sie ist ein grosses Gut.


Welcher Benefit ist zu erwarten, wenn die Kreativität der Kinder gefördert wird?

Kreative Kinder entwickeln die Fähigkeit, komplexe Probleme aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und innovative Lösungen zu finden. Auch fördern kreative Aktivitäten das Lernen und Abspeichern von Informationen, da die Kinder vernetzter Denken. Bestimmt kannst auch du dich an Situationen erinnern, bei denen dir strahlende Kinderaugen während eines kreativen Arbeitsprozesses entgegengeleuchtet haben. Die Kinder gewinnen durch kreatives Schaffen Vertrauen in ihre Fähigkeiten und entwickeln dadurch ein positives Selbstbild. Haben Kinder einen guten Zugang zu ihrer Kreativität, so kann dies eine Möglichkeit darstellen, ihre Gefühle und Gedanken auszudrücken. Dies wird oft in Gestaltungstherapeutischen Angeboten zu Nutze gemacht. In diesem erweiterten Sinne hilft Kreativität auch über die verarbeiteten Emotionen Stress abzubauen. Kreative Projekte haben einen grossen sozialen Aspekt, wenn sie in Gruppen durchgeführt werden. Sie fördern Teamarbeit, Kommunikation und das zwischenmenschliche Verständnis füreinander. Kreative Menschen sind besser für ihre Zukunft gerüstet. Sie lernen, sich an neue Herausforderungen anzupassen und für ihnen zugetragene Herausforderungen Lösungen zu finden. Wer kreativ ist, ist neugierig, wer neugierig ist, hat Entdeckergeist, wer immer wieder Neues entdeckt, ist zufriedener.

Mein Fazit: Kreativität ist ein wichtiger Baustein für ein glückliches, erfülltes Leben. Und genau dies wünsche ich dir und deinen Kindern!


Verwendete Literatur:

BildungBegabung (Regisseur). (2024, Juni 10). Trainingsvideo »Raum für Kreativität« [Video recording]. https://www.youtube.com/watch?v=BR1Klv-97J

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